Letzte Aktualisierung: 12.04.2018

Freifläche

Anteil der Freifläche an der Gesamtfläche der Stadt

Erfasst wird hier der prozentuale Anteil der Freifläche (Freiraum) an der Gesamtfläche Dortmunds.

Zielbezug:

Die Flächeninanspruchnahme für Siedlungen und Verkehrswege, bei der bis zu 50 Prozent der Flächen ganz versiegelt werden, bewirkt einen anhaltenden Rückgang an wertvollen Böden für die landwirtschaftliche Nutzung, wobei auch der Lebensraum für einheimische Tiere und Pflanzen sowie der Erholungsraum für den Menschen, verloren geht. Die dabei entstehende Zersiedlung führt zu Landschaftszerschneidungen und Verinselungen, wodurch Natur- und Kulturlandschaften beeinträchtigt und die biologische Artenvielfalt gefährdet werden. Zudem ist der Boden ein unvermehrbares Schutzgut und muss aufgrund seiner natürlichen Filter-, Puffer- und Lebensraumfunktion, die dazu beitragen nachteilige Auswirkungen auf Grundwasser, Pflanzen, Luft und Klima zu verhindern, vor weiterer Zerstörung geschützt werden. In Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland mit der höchsten Bevölkerungsdichte, lag die Siedlungs- und Verkehrsfläche im Jahr 2010 bei 22,3 Prozent (ca. 1/5 der Landesfläche), was seit 1996 eine Bodenversieglung von durchschnittlich 15 ha pro Tag bedeutet. Auch in Dortmund schreitet der Flächenverbrauch trotz sinkender Einwohnerzahl weiter voran. Der Grund dafür sind die steigenden Haushaltszahlen der kleinen 1- und 2-Personen-Haushalte, die ausschlaggebend für die Flächenversieglung sind sowie der steigende Pro-Kopf-Wohnflächenverbrauch.  Die wachsende Zersiedelung hat auch Konsequenzen für den Klima- und den Ressourcenschutz. Siedlungsflächen am Stadtrand in nicht integrierten Lagen verursachen, im Gegensatz zur Innenentwicklung, enorme zusätzliche Infrastrukturkosten für den Bau und die Instandhaltung, was zu einem höheren Material- und Energieverbrauch führt. In den dabei entstehenden Siedlungsausdehnungen kann der umweltfreundlichere öffentliche Nahverkehr nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden, so dass es schließlich zum Anstieg des Individualverkehrs kommt. Dieser verursacht jedoch mehr Lärm, mehr Emissionen und ebenfalls steigenden Energiebedarf.  

Quelle: http://www.refina-info.de/de/ueber-refina/index.phtml  Zugriff: 3.5.2010
http://www.lanuv.nrw.de/boden/flaechenverbrauch/flaechen_verb.htm Zugriff: 3.5.2012
http://www.bund-nrw.de/themen_und_projekte/boden_und_freiraumschutz/flaechenverbrauch  Zugriff: 8.5.2012


Zielwert:

Reduzierung des zusätzlichen Flächenverbrauches auf Null bis 2050

Quelle: Rat für Nachhaltige Entwicklung: Ziele zur Nachhaltigen Entwicklung in Deutschland – Schwerpunktthemen. Dialogpapier des Nachhaltigkeitsrates: S. 23


Definition der Messgrößen :

Anteil der Freifläche an der Gesamtfläche der Stadt (in Prozent)

Der Freiraum einer Gemeinde (die Summe aller Freiflächen) ergibt sich aus der rechnerischen Differenz zwischen der Gesamtheit aller Siedlungs- und Verkehrsflächen und der Gesamtfläche der Gemeinde.

Die Siedlungs- und Verkehrsfläche einer Gemeinde wird definiert als Summe aus:

  • Gebäudeflächen (einschl. grundstücksbezogener Freiflächen)
  • Betriebsflächen (ohne Abbauland)
  • Verkehrsflächen
  • Erholungsflächen (Erholungsanlagen)
  • Friedhofsflächen

Quelle: Deggau, M., 2006: Nutzung der Bodenfläche. In: Wirtschaft und Statistik, 2006, Heft 3, S. 212-219


Datenquelle:

Landesdatenbank NRW, Sachgebiet 33 Flächennutzung, Statistik „Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung“; siehe www.landesdatenbank.nrw.de 

Verantwortlich für die Datenbank: bis Ende 2008 Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, seit dem 01.01.2009 Namensänderung in Landesbetrieb für Information und Technik Nordrhein-Westfalen.


Stichtag und Erhebungsintervalle :

Stichtag: 31.12. ; Erhebungsintervall: jährlich 


Bemerkungen:

Die Datenlage ist grundsätzlich gut. Die tatsächliche Nutzung der Grundstücke wird laufend angepasst. Die Vergleichbarkeit der Zahlen im Zeitverlauf leidet aber ein wenig unter Änderungen in der Erhebungsmethodik.

Erhebungsgrundlage für die Erfassung der tatsächlichen Nutzung der Bodenflächen ist das amtliche Liegenschaftskataster. Bis 2015 bildete das Automatisierte Liegenschaftsbuch (ALB) die Datengrundlage. Dieses enthielt sämtliche Flurstücke mit der zugehörigen Flächengröße und Nutzungsart. Der Nachweis der Flächen erfolgte nach dem Nutzungsartenverzeichnis der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) aus dem Jahr 1991. Seit mehreren Jahren erfolgen bundesweit in der Vermessungsverwaltung vorbereitende Arbeiten für die Umstellung des Liegenschaftskatasters vom ALB auf das Amtliche Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS). ALKIS basiert auf digital ermittelten geometrischen Flächen, bei denen überwiegend Luftbildaufnahmen genutzt werden. An die Stelle der Flurstücke treten nun digital ausgemessene Flächen gleicher Nutzung, die sogenannten Objekte. Mit der Umstellung auf ALKIS wird auch eine neue Nutzungsartensystematik eingeführt, die sich am ALKIS-Objektartenkatalog orientiert. Diese ist wesentlich detaillierter und unterscheidet sich merklich vom bisherigen Nutzungsartenverzeichnis, sodass Vergleiche mit den Vorjahren nur noch sehr eingeschränkt möglich sind.

Insbesondere die Nutzungsarten Siedlung und Verkehr sind nicht mit der früheren Siedlungs- und Verkehrsfläche vergleichbar. Hier wirkt sich das veränderte Nutzungsartenverzeichnis verstärkt aus. Ein Beispiel hierfür sind die Angaben zur „Gewässerbegleitfläche“. Nach dem alten Nutzungsartenverzeichnis (ALB) fielen diese Angaben unter den Bereich „Verkehr“, nach der Umstellung auf ALKIS fließen diese Angaben jedoch in den Bereich „Unland/Vegetationslose Fläche“. Dies wirkt sich dann in der von Ihnen angemerkten Abnahme der Verkehrsfläche aus.

So ist die Abnahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche ab 2016 auf die Umstellung der Berechnungsmethodik bzw. den veränderten Nutzungsartenkatalog zurückzuführen. Ausschlaggebend ist die Reduktion der Verkehrsfläche um 284 ha. Diese Reduktion ist darin begründet, dass die Angaben zur Gewässerbegleitfläche nach der Umstellung auf ALKIS in den Bereich „Unland/Vegetationslose Fläche“ einfließen und nicht mehr in den Bereich „Verkehr“ (ALB). Die Verkehrsfläche in den Jahren vor 2016 enthielt die Gewässerbegleitfläche, ab 2016 ist sie dort nicht mehr enthalten. (Mail am 11.4.2018: Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), Geschäftsbereich Statistik, Referat 522 * Umwelt, Energie, Landwirtschaft).


Beschreibung & Interpretation :

Trotz sinkender Bevölkerungszahlen und der Reaktivierung von Brachflächen wie Stadtkrone Ost, Phoenix und Hohenbuschei, gingen in den Jahren 2000 bis 2010 weitere 2,6 Prozent des Freiraums (297 Hektar) verloren. Das entspricht einem Schwund in einer Größenordnung von rund 30 Fußballfeldern pro Jahr. Der Freiflächenzuwachs in den Jahren 2007 und 2008 markiert, anders als es vielleicht vermuten lässt, keine Trendwende. Es handelt sich um einen vorübergehenden Effekt, der mit der Abgrenzung der Nutzungsarten in der zugrundeliegenden Statistik zu tun hat, wobei die großen Industriebrachen zum Freiraum hinzugefügt worden sind (siehe hierzu die Erläuterungen unter der Überschrift 'Bemerkungen'). Bereits 2009 ist zu erkennen, dass der vermeintliche Gewinn mit der Wiedernutzung des Phoenix-Geländes als Gewerbe- und Wohnstandort zu einem großen Teil erneut aufgezehrt worden ist. Diese Brachflächenreaktivierung, die sich statistisch als Freiraumverlust darstellt, hat jedoch erst dazu geführt, dass qualitativer Freiraum in Dortmund-Hörde geschaffen worden ist. Das ehemals verseuchte Areal wurde zu großen Teilen vom kontaminierten Boden befreit, um einen See und Parkflächen zu errichten, die mit den umgebenden Grünstrukturen vernetzt sind. Auf diese Weise ist, neben einem Erholungsraum für die Stadtbevölkerung, vor allem zusätzlicher Lebensraum für einige Tier- und Pflanzenarten entstanden, der das bisherige Biotopverbundsystem ergänzt. Dies ändert jedoch nichts an der anhaltenden Entwicklung weiterer Ausdehnungen von Siedlungs- und Verkehrsflächen, die den städtischen Freiraum reduzieren. Mit den Verlusten an  Freiraum ist nicht zuletzt auch eine Dezimierung des landwirtschaftlichen Sektors verbunden (siehe hierzu den Indikator zum Thema „Landwirtschaft“)


Handlungsbedarf & Maßnahmen zur Zielerreichung :

In Anbetracht des demographischen Wandels und zunehmendem interkommunalen Wettbewerb um Bevölkerung und Unternehmen, wird die Flächennachfrage immer größere regionale Unterschiede aufweisen. Während einigen Gebieten erhebliche Leerstände drohen, lässt woanders der hohe Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen die Bauland-, Immobilien- und Mietpreise in die Höhe schnellen. Dem kann nur eine nachhaltige Siedlungspolitik der Kommunen entgegenwirken, die darauf ausgelegt ist Freiräume zu schützen, ausreichende Wohnraumvorsorge zu treffen und eine Flächenvorratspolitik im Sinne der Nachhaltigkeit zu betreiben. Eine so komplexe Managementaufgabe, die jeweils an die kommunalen Gegebenheiten angepasst werden muss, kann nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Akteure zusammen mit quantitativen und qualitativen Steuerungsinstrumenten seitens der Kommune erfolgen. Eine dafür erforderliche, effektive Zielsetzung kann hierbei nur aus mehreren Komponenten bestehen. Zu dem notwendigen Bündel an Maßnahmen gehören u.a. der Vorrang der Innenentwicklung durch Nachverdichtung und Brachflächenreaktivierung, höhere Flächenproduktivität mithilfe einer flächensparenden Bauweise, Schaffung verkehrsarmer Raumstrukturen durch die Bündelung von Verkehrwegen und Lenkung der Siedlungsentwicklung in integrierte Lagen sowie die Berücksichtigung der Bodenqualität bei der Stadtortwahl. Des Weiteren sollten Entsieglungspotenziale genutzt werden, um die natürlichen Bodenfunktionen wiederherzustellen und verbliebene Landschaftsräume müssen geschützt und im Sinne eines Biotopverbunds stärker vernetzt werden.

Quelle: Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung 2007: TA-Projekt: Reduzierung der Flächeninanspruchnahme – Ziele, Maßnahmen und Wirkungen: S.27 ff.

>> Gewerbeflächen 2017 in Dortmund


Bearbeitet von:

Thomas Quittek, BUND Kreisgruppe Dortmund, und Natalie Materi, Dezember 2012


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